Dreimal fragte Jesus den Apostel Simon Petrus: „Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?“ (vgl. Joh 21,15-17) – denn dreimal hatte der Apostel zuvor seinen Herrn und Meister verleugnet (vgl. Lk 22,34). Petrus kehrte zu seiner ersten Liebe zurück („Herr, du weißt alles, auch, daß ich dich liebe“) und blieb ihr treu auch im Martyrium, das Jesus ihm wie folgt prophezeite: „…wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Arme ausbreiten, und ein anderer wird dich gürten und dich führen, wohin du nicht willst.“ Das sagte Jesus, um anzudeuten, durch welche Todesart er Gott verherrlichen werde. (Joh 21,18b-19). Petrus folgte dem auferstandenen Herrn – bis zum späteren gewaltsamen Tod am Kreuz. Petrus antwortete mit der gleiche Liebe, die Jesus den Menschen durch seinen Kreuzestod erwiesen hat. Viele Blutzeugen sind diesen Weg der Nachfolge Jesu gegangen, bis auf den heutigen Tag. „Niemand hat eine größere Liebe, als derjenige, der sein Leben für seine Freunde hingibt.“ Dies trifft auch für den pakistanischen Minister für religiöse Minderheiten, Shahbaz Bhatti, zu. Bhatti, ein praktizierender Katholik, hatte sich für eine Änderung des umstrittenen Blasphemiegesetzes und – in diesem Zusammenhang – für die zum Tode verurteilte Christin Asia Bibi eingesetzt. Daraufhin erhielt er Morddrohungen. Auf Empfehlungen, sein Land aus Sicherheitsgründen vorübergehend zu verlassen, antwortete er, dass er die Bedrängten nicht im Stich lassen wolle und bereit sei, dafür zu sterben. Und dies wurde am 2. März 2011 traurige Realität.
Bereits im Jahre 2005 legte Bhatti folgendes Zeugnis, abgedruckt in “Cristiani in Pakistan”. Marcianum Press, Venedig 2008) ab: Ich heiße Shahbaz Bhatti und wurde in eine katholische Familie geboren. Mein Vater, ein Lehrer im Ruhestand, meine Mutter, eine Hausfrau, haben mich nach christlichen Werten und den Lehren der Bibel erzogen, die meine Kindheit prägten. Von klein auf war es selbstverständlich, die Kirche zu besuchen und in den Glaubenswahrheiten und im Opfer und der Kreuzigung Jesu eine tiefe Formung zu erfahren. Es war Jesu Liebe, die mich veranlaßte, meine Dienste der Kirche zur Verfügung zu stellen. Die schrecklichen Bedingungen, in denen die Christen Pakistans lebten, erschütterten mich. Ich erinnere mich an Karfreitag, als ich erst 13 Jahre alt war: Ich hörte eine Predigt über Jesu Opfer für unsere Erlösung und für die Rettung der Welt. So fühlte ich mich gedrängt, als Antwort auf diese Seine Liebe unseren Brüdern und Schwestern meine Liebe zu schenken, indem ich mich in den Dienst der Christen stellte, besonders der Armen, der Notleidenden und der Verfolgten, die in diesem islamischen Land leben.
Mir wurden hohe Würden und Regierungsämter angeboten, damit ich meinen Kampf aufgebe, aber ich habe immer abgelehnt, sogar unter Gefahr meines eigenen Lebens. Meine Antwort war immer dieselbe: Nein, ich will Jesus dienen als einfacher Mensch.
Diese Hingabe macht mich glücklich. Ich will keine Popularität und keine Machtpositionen. Ich wünsche mir nur einen Platz zu Jesu Füßen. Ich möchte, daß mein Leben, mein Charakter, meine Handlungen für mich sprechen und zeigen, daß ich Jesus Christus nachfolge. Dieser Wunsch ist so groß in mir, daß ich mich in meinen Anstrengungen für die Notleidenden, die Armen und die verfolgten Christen Pakistans auserwählt fühlen würde, wenn Jesus mein Leben als Opfer annehmen würde.
Für Christus will ich leben und für Ihn will ich sterben. Deshalb verspüre ich keine Angst in diesem Land. Viele Male wollten mich die Extremisten ermorden oder einsperren. Sie haben mich bedroht, verfolgt und meine Familie terrorisiert. Ich aber sage: Solange ich lebe, bis zu meinem letzten Atemzug, werde ich fortfahren, Jesus zu dienen und dieser armen, leidenden Menschheit, den Christen, den Notleidenden, den Armen.
Ich meine, daß die Christen der Welt, die den 2005 von der Erdbebenkatastrophe betroffenen Moslems die Hand reichten, Brücken der Solidarität, der Liebe, des Verständnisses, der Zusammenarbeit und der Toleranz zwischen den beiden Religionen gebaut haben. Wenn diese Anstrengungen fortgesetzt werden, bin ich überzeugt, daß es uns gelingt, auch die Herzen und die Köpfe der Extremisten zu gewinnen. Das wird eine positive Veränderung erzeugen: Die Menschen werden sich nicht mehr hassen, sie werden nicht mehr im Namen der Religion töten, sondern es werden die einen die anderen lieben, sie werden einträchtig sein und sie werden den Frieden und das Verständnis in dieser Region pflegen [Anmerkung: Leider hat sich diese Hoffnung nicht erfüllt, auch nicht nach der Flutkatastrophe in 2010]
Ich will euch sagen, daß ich viel Anregung in der Heiligen Schrift und im Leben von Jesus Christus finde. Je mehr ich das Neue und das Alte Testament lese, die Verse der Bibel und die Worte des Herrn, desto mehr fühle ich mich gestärkt und wächst meine Entschlossenheit. Wenn ich über die Tatsache nachdenke, daß Jesus Christus alles geopfert hat, daß Gott Seinen eigenen Sohn für unsere Erlösung und unsere Rettung gesandt hat, frage ich mich, wie ich dem Weg nach Kalvarien folgen kann. Unser Herr hat gesagt: “Komm mit mir, nimm dein Kreuz und folge mir.”
Die Stelle der Bibel, die ich am meisten liebe, sagt: “Ich hatte Hunger und ihr gabt mir zu essen, ich hatte Durst und ihr gabt mir zu trinken, ich war fremd und ihr habt mich beherbergt, ich war nackt und ihr gabt mir Kleidung, ich war krank und ihr habe mich gesund gepflegt, ich war eingesperrt und ihr habt mich besucht.” Wenn ich arme und hilfsbedürftige Menschen sehe, denke ich, dass mir Jesus in ihnen begegnet. So ist es mein Bestreben, nach Möglichkeit immer hilfsbereit zu sein und – gemeinsam mit anderen – den Notleidenden, Hungernden und Durstigen Unterstützung zu bringen.
Ich denke, daß die Hilfsbedürftigen, die Armen, die Waisen, welcher Religion sie auch immer angehören, zu allererst als Menschen zu sehen sind. Ich denke, daß diese Menschen Teil meines Körpers in Christus sind, daß sie der verfolgte und hilfsbedürftige Teil von Christi Körper sind. Wenn wir diese Mission zu Ende bringen, werden wir uns einen Platz zu Jesu Füßen verdient haben und ich werde Ihn anschauen können, ohne mich schämen zu müssen. – Soweit das Zeugnis Bhatti’s.
Jesus sagt: „…sei getreu bis in den Tod, und ich werde dir das Leben als Siegeskranz geben“ (Apk 2,10). Bhatti hat diesen Siegeskranz vom Herrn, der treu ist, erhalten. – Der Apostel Paulus schreibt: „Alles aber tue ich um des Evangeliums willen, um an seiner Verheißung teilzuhaben. Wisst ihr nicht, dass die Läufer im Stadion zwar alle laufen, aber dass nur einer den Siegespreis gewinnt? Lauft so, dass ihr ihn gewinnt.“ (1 Kor 9,23-24) – und ich füge hinzu: „Kehre um zu deiner ersten Liebe, zu Jesus Christus!“ – Heinz Josef Ernst