Jesus Christus – das lebendige Wort Gottes.
Papst Benedikt XVI. hat am 26.Oktober 2008 mit einem Gottesdienst im Petersdom die römische Weltbischofssynode beendet.
Deutlich war von Anfang an, dass das Christentum keine Buchreligion im engeren Sinne und die Heilige Schrift kein starrer Buchstabe ist. Grundlage des Christentums ist vielmehr das lebendige Wort Gottes, der menschgewordene Christus.
Das unterscheidet das Christentum von Islam und Judentum. Wobei das gemeinsame Alte Testament den Dialog mit dem Judentum zur Pflicht und zur „Natur” der Kirche mache. Auch mit den Muslimen empfehle sich der Dialog, aber in Gegenseitigkeit und mit Blick auf Lebensschutz, Menschenrechte und Frauenwürde.
Die Rückbesinnung auf das Wort Gottes müsse zu Beginn des Jahrtausends eine kirchliche Erneuerung einleiten, forderte der Papst in seiner Schlussrede. Denn dieses Wort sei nicht nur Fundament der Kirche, sondern bestimme auch das Verhalten der Gläubigen zu ihren Mitmenschen: für eine gerechte, friedliche und solidarische Welt.
Papst Benedikt XVI. brach eine Lanze für die historisch-kritische Bibelexegese, die der Mehrheit der Synodalen suspekt schien:
„Die Heilige Schrift ist das Wort Gottes – in menschlichen Worten”, stellte er klar. Daher muss die Schriftlesung der historischen Dimension Rechnung tragen.Und die Bibel muss „in ihrer Einheit, in der Tradition der Kirche und im Licht des Glaubens” gelesen werden. Auszug aus “Konradsblatt” vom 02.11.2008
Die Rolle der Bibel in der Kirche. Die Weltbischofssynode beriet im Oktober 2008 über die Rolle der Bibel. Es wurde in rund 50 „Thesen” festhalten, wie die Heilige Schrift im Leben und in der Sendung der Kirche weiter verbreitet, besser verstanden, höher geschätzt und intensiver umgesetzt werden kann. Dieses „Ergebnis” wird dem Papst zugeleitet, der daraus demnächst ein Apostolisches Schreiben erstellt. Der hohen Bedeutung des Themas entsprechend könnte es sogar eine Enzyklika werden, heißt es im Vatikan.
Die erste Zusammenfassung machte die Schwerpunkte und Hauptanliegen deutlich.
Dazu gehörte das richtige Verständnis der Bibel – die nicht nur „Buch der Bücher”, sondern lebendiges Wort Gottes sei.
Weiter gehörte dazu der Zugang zur Bibel – wobei Benedikt XVI. in einer persönlichen Intervention den Graben zwischen Verfechtern einer historisch-kritischen Exegese und der geistlichen Schriftlesung zu überbrücken suchte. Entnommen aus: Konradsblatt, 26.10.2008
Die Bibel stärker für das geistliche Leben nutzen
Nach Bischof Kurt Koch befindet sich das Bibelwissen der Kirchenmitglieder auf dem Stande “getaufter Taufanwärter” oder besser gesagt, auf dem Wissenstand des Religionsunterrichtes in der Schule (bzw., was davon noch übriggeblieben ist). – Andere Bischöfe sprachen von „einer unglaublichen Ignoranz der Bibel“.
Die Kirche hat hier viel aufzuarbeiten. Das von ihrer Seite verbreitete Bibelverständnis erscheint vielen zu kompliziert, und die Notwendigkeit, die Heilige Schrift näher kennen zu lernen, wird nur unzureichend vermittelt.
Kein Wunder also, wenn – wie besonders in Lateinamerika und Afrika – evangelikale Gruppen und Sekten mit ihrem eigenwilligen, aber einfachen Bibelverständnis mehr Einfluss gewinnen.
Zur Auslegung:
Die Kirche glaubt, das die Schriften der Bibel vom Heiligen Geist inspiriert sind, obwohl sie von menschlichen Schreibern verfasst wurden. Das hat für das richtige Verständnis, für die richtige Schriftauslegung entscheidende Bedeutung. Schon die Kirchenväter praktizierten die Geistliche Schriftauslegung: Die Schrift kann nur in dem Geist richtig verstanden werden, in dem sie verfasst wurde,nämlich im Heiligen Geist. Es ist also sinnvoll, vor dem Lesen den Geist um Beistand zu bitten. Auf andere Auslegungsarten wird in Kürze an dieser Stelle geschrieben, wie insbesondere die historisch-kritische Methode.
Ohne Kenntnis der biblischen Entstehungsgeschichte und ohne Erfahrung mit der Bibel empfiehlt sich das Lesen anfangs in einer Gruppe unter kundiger Leitung.