Was heißt das eigentlich, „Nachfolge Christi?“ – aus „Gedanken für jeden Tag“ – „Mitarbeiter der Wahrheit“ von Joseph Ratzinger
Ursprünglich hatte dieses Wort einen ganz einfachen und untheoretischen Sinn. Es meinte – schlicht gesagt – dies, das Menschen sich entschlossen, ihren Beruf, ihr Geschäft, ihren bisherigen Alltag hinter sich zu lassen und statt dessen mit Jesus zu gehen. Im Laufe des Lebens Jesu nimmt dieser Inhalt der Nachfolge eine noch konkretere Gestalt an.
Seine Botschaft, in der ER die ganze Größe des göttlichen Anspruchs, aber auch die ganze Weite des göttlichen Erbarmens vor die Menschen hinstellt, hatte ihn in Konflikt mit dem offiziellen Israel gebracht.
In dieser Situation gewinnt das Gehen mit ihm eine neue Note. Wer sich Jesus anschließt, begibt sich in die Gesellschaft eines Ausgestoßenen; er muss damit rechnen, wie Jesus verurteilt zu werden und am Kreuz zu enden.
Vielleicht ist diese Besinnung auf den ersten Blick eher geeignet, uns zu entmutigen, als eine wirksame Weisung zu geben. Wenn wir aber näher zuschauen, zeigt sich bald, dass die äußeren geschichtlichen Formen, in denen Jesus-Nachfolge sich zunächst verwirklichte, gar nicht das entscheidende an ihr sind. Nachfolgen heißt, sich dem Wort Gottes anvertrauen, es über das Gesetz des Geldes und des Brotes zu stellen, um nach ihm zu leben. Christus nachfolgen heißt, das innere Wesen des Kreuzes annehmen: Die radikale Liebe, die sich darin ausdrückt und so Gott selbst nachahmen, der sich am Kreuz geoffenbart hat als der sich Verströmende.
Christus nachfolgen heißt, ein Liebender werden, wie Gott geliebt hat. Gott ist Mensch geworden, damit Menschen Gott ähnlich werden.