Immer wieder ist von Theologen zu hören, dass es wohl eine Hölle gebe, diese aber leer sei, weil Gott es nicht zulasse, jemanden ewig zu verdammen. Das heißt dann doch im Klartext: Alle kommen in den Himmel, gleichgültig, was sie Gutes oder Böses getan haben, ob sie Glauben an Gott haben oder nicht, ob sie ihr böses Tun erkennen und Gott um Verzeihung bitten oder nicht (bei einem plötzlichen Tod gibt es dazu keine Gelegenheit). Was sagt Jesus selbst, was sagen die Apostel und was ist Lehre der Kirche?
Heute am 25. Sonntag im Jahreskreis trug ich die beiden Lesungen vor dem Evangelium vor. In der alttestamentlichen Lesung prangert der Prophet Amos die Selbstsicheren und Sorglosen an, die das Leben in vollen Zügen genießen, ohne sich Gedanken über Katastrophen in ihrer Umgebung zu machen. Der Prophet warnt zum Schluß: Das Fest der Faulenzer ist vorbei!
In der folgenden neutestamentlichen Lesung gibt der Apostel Paulus dem Timotheus (ein Bischof in der jungen Kirche) ein eindringliches Gebot im Namen Gottes:
“Strebe unermüdlich nach Gerechtigkeit, Frömmigkeit, Glauben, Liebe, Standhaftigkeit und Sanftmut.
Kämpfe den guten Kampf des Glaubens, ergreife das ewige Leben, zu dem du berufen worden bist und für das du vor vielen Zeugen das gute Bekenntnis abgelegt hast.
Ich gebiete dir bei Gott, von dem alles Leben kommt, und bei Christus Jesus, der vor Pontius Pilatus das gute Bekenntnis abgelegt hat und als Zeuge dafür eingetreten ist:
Erfülle deinen Auftrag rein und ohne Tadel, bis zum Erscheinen Jesu Christi, unseres Herrn, das zur vorherbestimmten Zeit herbeiführen wird der selige und einzige Herrscher, der König der Könige und Herr der Herren,der allein die Unsterblichkeit besitzt, der in unzugänglichem Licht wohnt, den kein Mensch gesehen hat noch je zu sehen vermag: Ihm gebührt Ehre und ewige Macht. Amen.
Im Evangelium des Tages (Lk 16,19-31) spricht Jesus von dem reichen Mann, der sein Leben in vollen Zügen genoss (siehe auch die Kritik des Propheten Amos in der ersten Lesung) und dem Armen namens Lazarus vor der Tür des Reichen.
Nach dem Tode der beiden kehren sich im Jenseits die Verhältnisse um: Der Arme wird in ‘Abrahams Schoß’ getröstet, der Reiche muß qualvolle Schmerzen erdulden. Der Hilferuf des Reichen an Abraham wird so beantwortet: “Mein Kind, denk daran, dass du schon zu Lebzeiten deinen Anteil am Guten erhalten hast, Lazarus aber nur Schlechtes. Jetzt wird er dafür getröstet und du musst leiden. Außerdem ist zwischen uns und euch ein tiefer, unüberwindlicher Abgrund”, (so dass Hilfe nicht möglich ist).
Eine wichtige Folgerung aus dieser von Jesus vorgetragenen Lehre ist die, dass unser begrenztes irdisches Leben über unser ewiges Geschick entscheidet. Der reiche Prasser kann nicht ein neues Leben auf Erden führen, um sein Fehlverhalten zu korrigieren, sondern leidet als Strafe qualvolle Schmerzen. Was Jesus hier mit einer Erzählung schildert, bringt der Hebräerbrief folgendermaßen auf den Punkt: Es ist dem Menschen “bestimmt, ein einziges Mal zu sterben, worauf dann das Gericht folgt” (Hebr 9,27). Ausgeschlossen ist damit die Reinkarnation (also keine zweite oder weitere Chance für ein besseres Leben). Wir haben nur ein Leben zur Verfügung, in dem sich unser Geschick für immer entscheidet. Diese Tatsache verleiht jedem Augenblick unseres Lebens auf Erden einen ungeheuren Wert.
Bibelstellen wie die vom reichen Prasser und dem armen Lazarus setzen voraus, dass bereits nach dem Tode ein Gericht über jeden einzelnen Menschen erfolgen muss, denn sie erfahren Lohn oder Strafe bereits vor dem Weltgericht und vor der Wiederkunft Christi. Auf dieses “besondere Gericht” scheint sich der Hebräerbrief zu beziehen (siehe oben). Das allgemeine Gericht macht für alle Menschen öffentlich, was bereits für den Einzelnen beim besonderen Gericht entschieden worden ist.
Das Wort Jesu an einen seiner Mitgekreuzigten “noch heute wirst du mit mir im Paradiese sein” weist ebenfalls auf eine dem Tode folgende unmittelbare Entscheidung über das Schicksal des Einzelnen durch Jesus Christus hin.
Gutes tun, solange Zeit ist! Der Tod kommt für viele wie ein Dieb in der Nacht.
Entscheidend für uns Glaubende ist es, immer die Gegenwart unseres Herrn im Blick zu haben, ebenso die Nöte unserer Nächsten, hier bei uns oder auch in Ländern, in denen unsere Glaubensgeschwister bedrängt, verfolgt und getötet werden. Es geht nicht allein um materielle Hilfe; wir sollen die Werke der leiblichen und geistlichen Werke der Barmherzigkeit praktizieren. – HJE