In einer Ansprache am 14. November skizzierte Benedikt XVI. drei Wege, wie wir Gott, der die Wahrheit ist, erkennen können. Diese Gedanken, die auch auf den Kirchenlehrer Augustinus zurückgehen, gebe ich hier mit eigenen Worten wieder.
Da ist zunächst die Schönheit der Natur. Lasse ich mich am Morgen mit offenem Herzen und mit Verstand auf sie ein, kann ich mir nicht vorstellen, dass all die Vielfalt an Pflanzen und Tieren aus sich selbst entstanden sein kann. Weist doch jedes von Menschen geschaffene Werk, jedes Produkt, auf den Erfinder, den Konstrukteur hin. Dabei gibt es keinen, der in der Lage wäre, etwas mit der Natur Vergleichbares zu entwickeln, und sei es nur die winzige Eintagsfliege. Denn die Natur ist LEBEN. Damit Leben überhaupt möglich ist, bedarf es vieler Bedingungen, wie zum Beispiel die Luft zum Atmen, die richtigen Temperaturen, Tag- und Nachtzyklus. – LEBEN aber ist nicht statisch, sondern hat mit Lebendigkeit zu tun. Wer hat nicht schon über die Ordnung in einem Ameisenhaufen und die Intelligenz bei einem Bienenvolk gestaunt? Geben diese Beispiele nicht ein eindrucksvolles – wenn auch stummes – Zeugnis über den allmächtigen Schöpfer aller Dinge? LEBEN hat offensichtlich mit Geist zu tun. Im Schöpfungsbericht heißt es doch, dass am Anfang der Geist Gottes war, der die Materie belebte und den Geschöpfen den Odem, den Lebensatem gab.
Augustinus – seinerzeit Bischof von Hippo/Nordafrika – sagt ein bedeutendes Wort über uns Menschen: „Wenn man die Wahrheit finden möchte, dann muss man nicht auswärts gehen, sondern in sich selbst hineingehen: Denn in dir selbst ist Gott die Wahrheit. Er ist dir innerlicher, als du selbst es für dich bist.“ (Über die wahre Religion 39,72). Dass Gott mich von allen Seiten umgibt, wird schon im Psalm 139 bezeugt:
„Gott (Jahwe), du erforschest mich, und du kennst mich; wann ich sitze und wann ich stehe, du weißt es. Du kennst meine Gedanken; du schaust mich, wann ich gehe und ruhe; all meine Wege sind dir vertraut. Ehe noch auf der Zunge das Wort, siehe, Jahwe, schon weißt du um alles.
Von hinten und von vorne schließt du mich ein, und du legst auf mich deine Hand…“. Ich ergänze: Du bist auch neben mir, unter mir, über mir und warum nicht auch in mir?
Eine wichtige Erkenntnis ist schließlich der Glaube. Er ist nicht ein System von Werten und Meinungen, sondern letzten Endes Begegnung mit Gott. Eine Begegnung, die unser Denken und Leben umwandelt und uns die Kraft der Liebe schenkt. – HJE