Meine Familie und ich wohnten einmal in einem Haus ohne angrenzenden Schuppen, wo wir Unnötiges hätten auslagern können. So mussten wir mit dem Keller vorlieb nehmen. Die gelben Müllsäcke zum Sammeln der Verpackungen konnten wir ebenfalls nur unten im Haus unterbringen. Leider brachte dies nach kurzer Zeit entsprechende unangenehme Gerüche mit sich, die nach oben hin ausdünsteten. Welch eine Erleichterung, wenn wir zum Abholzeitpunkt diese Stinkbeutel loswerden konnten!
Auf den ersten Blick scheint dieses Beispiel aus der Alltagswirklichkeit nichts mit ´Beichte´ tun zu haben. Aber dieses Befreitwerden von einer unangenehmen Last hat sehr viel mit dem Sakrament der Versöhnung – wie Beichte auch genannt wird – zu tun. In der Beichte begegne ich einem Priester, vor dem ich meine Sünden bekenne, aber ich spreche sie eigentlich vor Gott aus, denn der Priester ist nur die rechte Hand Gottes, die für ihn von den Sünden losspricht. Wage ich nochmals den Vergleich mit den Stinkbeuteln, dann kann man diese gut mit Sünden vergleichen. Jede Sünde ist eine Trennung vom Guten, eine Abspaltung von Gott, mehr oder weniger groß. Wird die Sünde, das Schlechte im Menschen nicht beseitigt, dann dünstet sie aus in die gesunden Teile des Menschen. Sie mindert die Freude, sie hält vom Guten ab und zieht weitere Sünden nach sich.
Ein Mensch, der seine Sünden behält, kann nicht wirklich von Herzen froh sein! Wie gut also, dass Gott uns in Jesus Christus seine Vergebung und Befreiung in der Beichte anbietet. Jede sündige Altlast können wir in die Beichte bringen, dass Gott sie wegnehme und uns davon befreie. Dies schafft Raum für einen echten Neuanfang, für neue Freude.
Zugegeben: Es kann Überwindung kosten, seine Sünden zu bekennen. Aber Jesus erzählte einmal die Geschichte vom barmherzigen Vater, der seinen Sohn mit Freude wieder aufnahm, obwohl der sogar seinen Erbteil verjubelt hatte. Gott ist es, der sich am meisten freut, wenn ein Sünder umkehrt und neu anfangen will.
Beichten ist ganz einfach. Zuerst wendet man sich im Gebet an Gott: Hilf mir bitte bei der Vorbereitung! Danach folgt die Besinnung: Ich betrachte mein Leben vor Gott. Welche Sünden habe ich getan? Wie lebe ich? Wo habe ich Gutes und Liebe unterlassen? Aus der Besinnung ergibt sich anschließend die Reue: Ich bedauere meine Sünden. Mir tut es leid, was ich Böses getan habe, weil Jesus für mich so viel gelitten hat. Er hat aus Liebe zu uns, wegen unserer Erlösung so viel erduldet.
Auf diese Vorbereitung folgt die eigentliche Beichte: Man geht zum Priester und bekennt seine Sünden. Der Priester gibt oft einige Ratschläge und gibt eine Buße auf als Zeichen der Besserung, in der Regel ein Gebet. Nun kommt der Höhepunkt der Beichte: Der Priester spricht den Beichtenden los von seinen Sünden: “Ich spreche dich los von deinen Sünden ….”. In diesem Moment darf der Beichtende an die große Liebe Gottes denken, der ihn – wie der Vater den Sohn in oben genannter Geschichte – “an sein Herz drückt”. Jetzt ist man von allen Sünden befreit! Nun kann man mit Gottes Hilfe neu anfangen und wird neuen Schwung in seinem Leben entwickeln!
Gerade die jetzt kommende Fastenzeit ist eine wunderbare Gelegenheit, einen Neuanfang mittels einer Beichte zu wagen! – Martin Lienhart