Zum Dreifaltigkeitssonntag (der erste Sonntag nach Pfingsten) ein Wort zum besseren Verständnis:
Dreifaltigkeit/Dreieinigkeit oder Trinität (lat. tres = drei) meint den Glauben der Kirche an den einen Gott in drei Personen. Betrachten wir die heilige Schrift im Hinblick auf die Dreifaltigkeit (Trinität) Gottes, so ist zunächst festzustellen, dass sich kein entsprechender Begriff findet. Der Begriff der Trinität wurde vermutlich erst von Theophilus von Antiochia um 180 n. chr. geprägt und von Tertullian bald darauf ausgestaltet. Dass der Begriff nicht vorkommt, schließt aber keineswegs aus, dass die Sache, die der Begriff zusammenfaßt, an vielen Stellen der Heiligen Schrift deutlich zum Ausdruck gebracht wird.
Beispiele: Johannes 14,26: “Der Beistand aber, der heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe”. oder Matthäus 3,16: “Kaum war Jesus getauft und aus dem Wasser gestiegen, öffnete sich der Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.” Und noch Matthäus 28,19: “Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiß: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.”
Die Lehre von der Trinität kann so formuliert werden: Es existiert ein einziger wahrer Gott (Monotheismus). Dieser wirkt und offenbart sich als Vater, Sohn und Heiliger Geist. Der Vater ist Gott, der Sohn ist Gott, der Heilige Geist ist Gott – wesensgleich existierend, und doch in drei Personen offenbar. Jesus Christus besitzt zwei Naturen: Er ist wahrer Gott und wahrer Mensch. Er ist “Gott von Gott” und damit ohne Anfang. Als Mensch hat er einen Anfang: Er hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist, geboren aus Maria, der Jungfrau. Lukas 1,35: “…der Heilige Geist wird über dich kommen und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb soll auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden.” – Jesu Prä-Existenz wird deutlich in einem Streitgespräch mit “den Juden” in Johannes 8,57-59: Die Juden entgegneten ihm: “Du bist noch keine fünfzig Jahre alt und willst Abraham gesehen haben?” Jesus erwiderte ihnen: “Amen, amen, ich sage euch: Noch ehe Abraham wurde, bin Ich.”
Zur menschlichen Natur Jesu: Geboren aus der Jungfrau Maria wuchs er heran, empfand Hunger und Durst, Müdigkeit und Schlaf, Trauer und Freude. Er erlitt körperlichen und seelischen Schmerz und schließlich den Tod. Doch zugleich war er (und ist von Ewigkeit) wirklich Gott. Er besaß Macht über die Natur, konnte die Gedanken der Menschen erkennen, Sünden vergeben, Krankheiten wunderbar heilen und Tote zum Leben erwecken. Dennoch unterschied er sich von Gott dem Vater insofern, als er in seiner irdischen Existenz irdischen Grenzen zum Teil unterworfen war: Er besaß in dieser Zeit keine Allgegenwart und Allwissenheit, sondern er entäußerte sich freiwillig dieser Eigenschaften (vgl. Phil 2,6-11). Dies war vor seiner Menschwerdung anders und änderte sich wieder nach seiner Auferstehung und Erhöhung zum Vater. Die Zeit seines irdischen Daseins wird deshalb treffend als “status exinanitionis” (“Zustand der Selbstentäußerung/Selbsterniedrigung der Gottheit”) bezeichnet. Wird dies nicht beachtet, dann entstehen solche Mißverständnisse und Fehldeutungen wie bei Arianern, Zeugen Jehovas und Muslimen. Murray J. Harris spricht von der “Substantiellen Einheit” und “personalen Unterschiedenheit”* von Vater, Sohn und auch Heiligem Geist. Er führt aus: “Obwohl er theós (Gott) ist, wird Jesus nicht patér (Vater) oder Kýrios ho theós (= JHWH elohim) oder ho mónos alethinos theós (der einzig wahre Gott) genannt.
Einfach, pointiert formuliert es Waltraud Maria Neumann in ihrem Buch: “Philosophie und Trinität”:
“Gott ist nicht trinitarisch, sondern die Trinität ist Gott”. Damit will sie in Anlehnung an Augustinus zum Ausdruck bringen, dass die Trinität nicht als eine Dreigötterlehre zu verstehen ist, ein Mißverständnis, das bis heute im Judentum, im Islam und bei nicht wenigen Christen vorherrschend ist.
Quellen: Die Bibel – Einheitsübersetzung; Handbuch Orientierung: Religionen, Kirchen, Sekten, Weltanschauungen, Esoterik. Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft für Religiöse Fragen (A.R.F.); die “Tagespost” Mai 2008.
Heinz Josef Ernst