Die Geburtsstunde der Kirche ist das Pfingstfest in Jerusalem vor ca. 2000 Jahren. Es war der verheißene und erbetene Beistand „von oben“, der Heilige Geist, der die Apostel mit dem göttlichen Feuer erfüllt und geleitet hat.
Die Apostel waren bei ihrer missionarischen Tätigkeit beständig im Gebet: „Während sie dem Herrn den Gottesdienst verrichteten und fasteten, sprach der Heilige Geist: „Sondert mir Barnabas und Saulus zu dem Werke aus, zu dem ich sie berufen habe…“(Apg 13,2-3). Der Heilige Geist nahm auch Einfluss auf die zu missionierenden Gebiete: Apg 16,7 „Sie zogen an Mysien entlang und versuchten, Bithynien zu erreichen; doch auch das erlaubte ihnen der Geist Jesu nicht.“
Mit diesen Beispielen soll zum Ausdruck kommen, dass die Urkirche sich ganz der Führung des Heiligen Geistes unterordnete, wodurch sich die junge Kirche ausbreiten konnte. Immer in der Kirchengeschichte, wenn der heilige Geist „in Vergessenheit“ geriet, bekam der Zeit- oder Ungeist die Oberhand. Erneuerungen wiederum gingen mit der Rückbesinnung auf den Heiligen Geist einher. Ich denke an die geistlichen Aufbrüche der letzten 40 Jahre: Da ist die Communauté de Taizé, die Ökumenische Brüdergemeinschaft im franzözischen Burgund mit über 100 zölibatär lebenden Brüdern. Sie sind „eingetaucht“ in den täglichen Rhythmus des Ora et labora, der Regel des Heiligen Benedikt, dem Vater des abendländischen Mönchtums. Ich selbst war sechsmal an diesem Ort, der durch dieses Veni Sancte Spiritus (‚Komm heiliger Geist‘) geprägt ist. Ein junger englischer Physikstudent, der später in die Communauté eintrat, war bei mir zwei Tage zu Gast – die Gespräche mit ihm waren erfüllt von einer Spiritualität, wie sie von Berufenen ausgeht. Nur als Geistesgabe – denken wir auch an den Apostel Paulus, der wünschte, alle würden ehelos leben wie er selbst – ist der Zölibat richtig zu verstehen. Da der heilige Geist ja auch der Geist Jesu ist, kann er den Berufenen in eine radikale Nachfolge Jesu führen, nach den „evangelischen“ Räten der Ehelosigkeit, der Armut und des Gehorsams.
Nochmals zu den geistlichen Aufbrüchen in der katholischen Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil: Ich bin selbst Zeuge, dass viele Priester die Ehelosigkeit als Geistesgabe neu erfahren durften; es war auch eine Freude, bei ihnen zu beichten und dabei dem HERRN zu begegnen.
Aufgrund des massiven Versuchs von Theologieprofessoren und Politikern, die Kirche umzugestalten, in dem sie die Zulassung von viri probati (erprobte Männer) fordern und ebenso das Frauenpriestertum, ist zu sagen, dass eine Erneuerung nur über die vertiefte Hinwendung zu den Sakramenten (Buße!) und zum Gebet (Rosenkranz, tägliche Anrufung des heiligen Geistes) führen wird. Dies fällt möglicherweise den Kirchenkritikern/Professoren/Politikern besonders schwer.
Sehr bedenklich ist zudem der Versuch, dem Verlangen nach Zölibatsaufhebung etwas „draufzusatteln“: Unter Punkt 4: „Gewissensfreiheit“ wird unverhohlen für die Akzeptanz der gleichgeschlechtlichen Partnerschaft und der wiederverheirateten Geschiedenen plädiert. Nun, all dies gibt es ja in der evangelischen Kirche, zu der ja auch Katholiken übertreten. Diese „Gewissensfreiheit“ wird keinem Katholiken genommen. Die Professoren und andere Kritiker vergessen, dass es genügend Katholiken gibt, die katholisch bleiben wollen. Praktizierte Homosexualität ist und bleibt für einen Christen Sünde, gleichgültig, ob sie mit „gegenseitiger Sorge“ oder „verbindlicher Partnerschaft“ bemäntelt wird. Siehe auch meinen Beitrag: „Es gibt nur eine Form der Ehe“.
Zum Thema Zölibat empfehle ich auch den Beitrag von Josef Bordat: Die Heilige katholische Kirche. – Heinz Josef Ernst