Der Apostel Paulus war im jüdischen Gesetz unterwiesen; er kannte die Thora, das ganze Gesetz. Bei der Lektüre seiner Briefe und der Apostelgeschichte stuft man ihn nicht nur als Eiferer sondern auch als Verstandesmenschen ein. Vieles begründet er in seiner typischen Logik, wie zum Beispiel: „Werdet töricht, um weise zu werden.“
„Keiner betrüge sich selbst! Wenn einer meint, weise zu sein unter euch, möge er im Sinne dieser Welt töricht werden, um weise zu werden. Denn die Weisheit dieser Welt* ist bei Gott Torheit. In der Schrift steht nämlich: Er fängt die Weisen in ihrer eigenen List. Und an einer anderen Stelle: Der Herr kennt die Gedanken der Weisen, er weiß, sie sind nichtig.“ 1. Korinther 3,18-20.
Paulus bezieht dieses Törichtwerden besonders auf die Torheit des Kreuzes Christi: „Für Juden ein empörendes Ärgernis, für die Heiden eine Torheit, für die Berufenen aber, Juden wie Griechen, Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Denn das Törichte an Gott ist weiser als die Menschen und das Schwache an Gott ist stärker als die Menschen.“
Aus heutiger Sicht ist hinzuzufügen: Der Islam, der erst im 7. Jahrhundert entstand, leugnet den Kreuzestod Christi; in unserem ehemals christlichen Abendland hat fernöstliche „Spritualität“ (Buddhismus,….) eine große Popularität; es wird lieber an die Reinkarnation als an die Erlösung durch den Kreuzestod geglaubt. Auch in den Kirchen und Einrichtungen für Erwachsenenbildung sprechen Prediger und Referenten gern rhetorisch brillant, vermeiden aber Jesus selbst und das „Ärgernis des Kreuzes“, besonders im Dialog mit Judentum und Islam. Aber zurück zu Paulus:
Bevor Paulus nach Korinth kam, diskutierte er mit epikureischen und stoischen Philosophen in Athen; als er die Stadt voll von Götzenbildern sah, erfasste ihn heftiger Zorn.
Aber er zeigte sich dennoch als Verstandesmensch, als er sich in die Mitte des Areopags stellte und sagte: „Athener, nach allem, was ich sehe, seid ihr besonders fromme Menschen. Denn als ich umherging und mir eure Heiligtümer ansah, fand ich auch einen Altar mit der Aufschrift: „einem unbekannten Gott. Was ihr verehrt, ohne es zu kennen, das verkündige ich euch. Gott, der die Welt erschaffen hat und alles in ihr, er, der Herr über Himmel und Erde, wohnt nicht in Tempeln, die von Menschenhand gemacht sind….Die Menschen sollten Gott suchen, ob sie ihn ertasten und finden könnten; denn keinem von uns ist er fern. Denn in ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir, wie auch einige Dichter gesagt haben: ‚Wir sind von Gottes Art’…als sie aber von der Auferstehung der Toten hörten, spotteten sie….“ Apostelgeschichte 17,16-34.
Über seinen anschließenden Einsatz in Korinth schreibt er später: „Als ich zu euch kam, Brüder, kam ich nicht, um glänzende Reden oder gelehrte Weisheit vorzutragen, sondern um euch das Zeugnis Gottes zu verkündigen. Denn ich hatte mich entschlossen, bei euch nichts zu wissen außer Jesus Christus, und zwar als den Gekreuzigten….1. Korinther 2,1-5
Hier hat offensichtlich ein Wandel bei Paulus stattgefunden!
*Hiermit greift Paulus nicht das menschliche Wissen als solches an, sondern jene Haltung, die gegenüber Gott verschlossen ist: Hochmut, der das eigene Wissen absolut setzt und Gott darin keinen Raum gibt.