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Wer glaubt, ist auch berufen
Das Team: „Europa für Christus“, bittet um Aufmerksamkeit für einen Auszug aus einer Rede des Erzbischofs Charles Chaput von Denver/Colorado/USA vom 1. März 2010 an der Universität der Baptisten in Huston/Texas/USA. Der Originaltitel: „Die Berufung des Christen im amerikanischen öffentlichen Leben“; auf uns übertragen: „Der Glaube eines Christen ist stets persönlich, aber nie eine private Angelegenheit“.
Wer glaubt ist auch berufen. Berufen ist man als Person. Gemeinsam bilden wir eine Gemeinschaft von Glaubenden. Jeder von uns erfährt Gottes Liebe, eine Liebe, die zur Weitergabe bestimmt ist. Auf Grund dieser Liebe sind wir bereit Gott zu dienen u n d zugleich unseren Mitmenschen.
In unserer je eigenen Berufung steckt jedoch noch mehr. Gott hat uns berufen, um den Glauben weiterzugeben. Wir sind bevollmächtigt, über Christus zu reden. Wir sind bevollmächtigt Wahrheit, Vergebung, Gerechtigkeit und Liebe nach dem Evangelium mit anderen zu teilen. Wahrheit, Vergebung der Sünden, die Gerechtigkeit Gottes und seine Barmherzigkeit sind Begriffe, die Erkenntnis vermitteln. In ihnen steckt eine Botschaft, ein Appell. Er fordert zum Handeln heraus. Konsequenzen sind zu ziehen. Konsequenzen für unser Denken, unsere Art zu sprechen, uns zu entscheiden und unser Leben zu gestalten. Und dies nicht allein zu Hause, sondern auf den Bühnen und Straßen dieser Welt.
Der Glaube eines Christen ist zwar stets persönlich, aber niemals Privatsache. Wie also ist, zum Beispiel, die Rolle des Christen in der Politik zu sehen?
J.C. Murray S.J. hat es einmal so formuliert: „Der Heilige Geist senkt sich nicht als Taube auf die Stadt der Menschen. Er wirkt nur durch den unermüdlichen Geist an Gerechtigkeit und Liebe, den der Mensch als Christ in das öffentliche Leben einbringt“.
Darum geht es. Das Christentum ist nicht in erster Linie und nicht spezifisch politisch. Es handelt vom Leben und von der Teilhabe an der Liebe Gottes. Wo immer christliches Engagement in die Politik eingebracht wird, ist es auch niemals – in erster Linie – eine Aufgabe des Klerus. Es ist eine Angelegenheit von Laienchristen, die ohnehin ihren Lebensmittelpunkt in der Welt haben.
Christlicher Glaube ist kein ethischer oder doktrinärer Instrumentenkasten. Er besteht auch nicht aus Theorien über soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit. Das alles hat seinen Ort und seine Bedeutung. Vielmehr beginnt das christliche Leben mit der Beziehung zu Jesus Christus; die Früchte dieser personalen Beziehung können zu Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Liebe reifen, die wir anderen erweisen.
Jesus sagt uns glasklar: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst Deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (Mt 22, 37-40). Das ist der Lackmustest auf unseren Glauben. Ohne Leidenschaft für Jesus Christus in unseren Herzen, die unser Leben trägt und verändert, bleibt Christentum nur ein Wortspiel und eine Legende. Beziehungen aber haben Konsequenzen. Ein verheirateter Mann wird sich aus Liebe zu seiner Frau zu Taten und zu einem Verhalten bestimmen lassen, ohne Rücksicht darauf, was es ihn kostet. Bei unserer Beziehung zu Gott ist es ebenso. Es drängt uns so zu leben und unsere Liebe durch Taten zu beweisen, nicht nur in unserem persönlichen Leben und in der Familie, sondern ebenso im öffentlichen und politischen Leben. In diesem Sinne begreifen Christen als Einzelpersönlichkeit und die Kirche als Gemeinschaft der Glaubenden die Politik als eine Verpflichtung vor Gott.
Menschliches Recht beeinflusst, gestaltet und reguliert das Leben der Menschen; menschliche Politik hat stets mit Machtfragen zu tun – beide Bereiche entfalten somit moralische Wirkungen, die Christen nicht übersehen können und zugleich halten sie fest an ihrer Berufung als ein Licht für die Welt (Mt 14-16).