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Archiv der Kategorie: Geistliche Impulse
Spät, aber nicht zu spät…
Zu spät hab‘ ich dich liebgewonnen, Schönheit so alt, Schönheit so neu, viel zu spät.
Du warst in mir, doch ich war außer mir.
Dort suchte ich dich, ich stürzte mich auf das Schöne, das du erschaffen hast.
Du warst mit mir, doch ich nicht mit dir.
Fern von dir hielt mich, was es nicht gäbe, wär’s nicht in dir.
Du hast gerufen, geschrien, hast meine Taubheit durchbrochen.
Du bist erglänzt, bist erstrahlt, hast meine Blindheit vertrieben.
Du hast mich mit Duft umgeben – ich hab‘ ihn eingeatmet und seufze dir zu.
Ich habe gekostet und hungre und dürste nach dir.
Du hast mich berührt, und brennend ersehn ich deinen Frieden.
Aurelius Augustinus, Bekenntnisse 10, 27, 38
“Nichts ist wohltuender, als gut über seinen Nächsten zu denken”
…dies hat die heilige Therese in ihrem Alltag erfahren.
Im Karmel von Lisieux gab es auch eine Mitschwester, die ihr in allem unsympatisch war. Aber, sie gab bei ihren Begegnungen ihren Gefühlen nicht nach, sondern zeigte ihr ein lächelndes Gesicht und betete leise für sie. Das war keine Maske, die sie aufsetzte, sondern ihr Wille zur Nächstenliebe, wie es der Herr im Neuen Gebot von uns verlangt: “Liebt einander, wie ich euch geliebt habe.” Vor Gott zählen nicht unsere Gefühle, sondern es zählt unser Wille. Sie gab dieser Schwester auch einen Vorschuss von gutem Willen; denn sie konnte ja auch viel Gutes in ihrem Leben getan haben, was nur Gott weiß. Vielleicht ist sie sogar eine Heilige?
Zu christlicher Liebe gehört es also, gut von anderen zu denken, bis man das Gegenteil erfahren hat. Auch dann endet diese Liebe nicht, sondern verzeiht oder betet. Der heilige Paulus lehrt uns, dass wir den anderen höher schätzen sollen als uns selbst. Das bewahrt uns vor Selbstüberhebung und fördert die Demut.
Gutes von anderen denken kann heißen, Vorurteile abzulegen, nicht vorschnell zu urteilen, ihn nehmen, wie er ist, wohlwollend über ihn zu sprechen. Jesus sagt: “Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!” – Frei nach einem geistlichen Impuls von Monsignore Anton Schmid in “Therese” 1/2016.