Selig, die ein reines Herz haben, sie werden Gott schauen
Eine Schriftbetrachtung zu den Lesungen am 22. Sonntag im Jahreskreis.
- Lesung: Deuteronomium (5. Buch Mose), 4,1-2.6-8; 2. Lesung: Jakobusbrief 1,7-18.21b-22.27; 3. Lesung (Evangelium): Markus 7,1-8.14-15.21-23
In der zweiten Lesung heißt es: „Nehmt in Sanftmut das Wort an, das in euch eingepflanzt ist und die Macht hat, euch zu retten“
Dieses Wort ist Gottes Wort, das Wort der Wahrheit. Gott selbst hat Wohnung in der Tiefe unseres Herzens genommen.
Im Johannes-Evangelium sagt Jesus: „Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten; mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und bei ihm Wohnung nehmen.“
Gehen wir zum Text des heutigen Markus-Evangeliums: Jesus wirft den Schriftgelehrten und Pharisäern Heuchelei vor: „Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen; es hält zwar äußere Vorschriften ein, aber sein Herz ist weit weg von mir.“
Das Herz des Menschen hat sich also besonders an das höchste Gebot der Gottes- und Nächstenliebe zu halten.
Eine nur äußere Gesetzesbeobachtung genügt nicht.
Zunächst sagt Jesus in seiner weiteren Belehrung, dass die bösen Taten aus dem bösen Herzen kommen. Daher muss die erste Sorge eines Menschen das reine Herz sein.
In der sechsten Seligpreisung heißt es: „Selig, die ein reines Herz haben, sie werden Gott schauen“. Das reine Herz macht uns bereit für die unmittelbare Begegnung und für die dauernde Gemeinschaft mit Gott.
Wenn Jesus aufzählt, welche Bosheiten aus dem Herzen hervorgehen können, dann zeigt er beispielhaft, wovon das Herz frei sein muss.
Die angeführten Bosheiten (Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch) decken sich weithin mit dem, was durch die Zehn Gebote verboten ist.
Die genannte Lästerung ist das Gegenteil von Lob und Anbetung Gottes.
Im Hochmut meint der Mensch, dass er Gott nicht braucht, dass er selber alles machen und regeln kann.
Unvernünftig ist derjenige, der Gott nicht als Gott ernst nehmen will. Er ist dann auch nicht bereit, das Gebot Gottes über alles Menschenwort zu stellen.
Von all dem muss unser Herz frei werden. Dann erfahren wir Seine Gegenwart in uns.
Dann kann uns nichts, was von außen kommt, unrein machen. Wenn wir dann in der Versuchung auf IHN schauen, sündigen wir nicht und bleiben in Seiner Liebe. Amen.
Spät, aber nicht zu spät…
Zu spät hab‘ ich dich liebgewonnen, Schönheit so alt, Schönheit so neu, viel zu spät.
Du warst in mir, doch ich war außer mir.
Dort suchte ich dich, ich stürzte mich auf das Schöne, das du erschaffen hast.
Du warst mit mir, doch ich nicht mit dir.
Fern von dir hielt mich, was es nicht gäbe, wär’s nicht in dir.
Du hast gerufen, geschrien, hast meine Taubheit durchbrochen.
Du bist erglänzt, bist erstrahlt, hast meine Blindheit vertrieben.
Du hast mich mit Duft umgeben – ich hab‘ ihn eingeatmet und seufze dir zu.
Ich habe gekostet und hungre und dürste nach dir.
Du hast mich berührt, und brennend ersehn ich deinen Frieden.
Aurelius Augustinus, Bekenntnisse 10, 27, 38